Der Neue Merker, 16.7.2013
Gerhard Hoffmann
 
Baden-Baden: Saisonabschluss-Gala, Elina Garanča - Jonas Kaufmann, 12. und 14. Juli 2013
 
Baden-Baden: „BADEN-BADEN-GALA 2013“ 14.07.2016
 
 
Mit einem glanzvollen Paukenschlag beschloss das Festspielhaus seine erfolgreiche Saison und präsentierte zur abschließenden „Baden-Baden-Gala“ zwei Weltstars von Rang: Elina Garanca und Jonas Kaufmann, die Elite Ihres Fachs gaben sich die Ehre.

Drei große Szenen aus Jules Massenets „Werther“ eröffneten das umjubelte Konzert, zunächst noch im Rausch des ungetrübten Glücks verschmolzen die beiden Stimmen im Duett Il faut nous séparer in feinen, filigranen Nuancen unbeschwerter Verliebtheit bis zum finalen Charlotte, Albert est de retour. Versehen mit dem beim letzten Konzert vermissten samtweichen Goldtimbre, offenbarte Elina Garanca in Werther, Werther! Qui m´aurait dit la place Charlottes Zerrissenheit, die Selbstqualen, die verborgenen Wünsche, Sehnsüchte. Ihr Mezzo wirkt gereifter, dramatischer, ausdrucksstärker, der leicht verhangene Unterton der Mittellage und der Tiefen harmonierte prächtig mit den wunderschönen Höhenaufschwüngen. In emotionellem Tiefgang, bester Deklamation, bewegender Gestaltung präsentierte Jonas Kaufmann Toute mon ame est lá – pourquoi me réveiller den Werther, nein er ist Werther! Tenoral glanzvoller dürfte momentan kein Sänger diese Charakterstudie interpretieren, Kaufmann beherrscht den Part in Verkörperung bis zur Selbstaufgabe. Nach dem Beifallsorkan gesellte sich Garanca hinzu und beide ließen ihren unterdrückten Gefühlen bei N´achevez pas! Hélas! freien Lauf. Mein Gott diese Gestaltung ging an die Nieren.

Packend, unverkrampft folgte C´est toi – c´est moi aus „Carmen“ (Georges Bizet), expressiv, in jeder Lage schönstimmig, kühl abweisend gibt Garanca die Zigeunerin, tenoral glutvoll kämpft Kaufmann in der Rollenidentifikation verzweifelt um seine Liebe, wo zuvor hörte man solche gehauchten Schlusstöne Don Josés?

Begleitet wurden die grandiosen Vokalisten von Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter der Leitung ihres Chefdirigenten Karel Mark Chichon.

Es ist frappierend mit welch orchestralen, zarten, melancholischen Tönen der Maestro die Sensibilität der Protagonisten, in bedächtigen Tempi und eruptiven Steigerungen untermalte. Solistisch glänzte dieser prächtig musizierende Klangapparat mit dem kurzen „Werther-Prelude“, transparent und vielschichtig, in orientalischer Klangpracht dem Bacchanal aus „Samson et Dalila“ (Camille Saint-Saens), der gehaltvoll, vorzüglich dargebotenen Ouvertüre zu „Les Vépres Siciliennes“ (Giuseppe Verdi) sowie der filigranen Elegie Intermezzo sinfonico aus „Cavalleria Rusticana“ (Pietro Mascagni). Drei Szenen aus diesem Werk folgten, zunächst Mamma, quel vino é generoso, ohne Larmoyanz vortrefflich im Ausdruck, in stilistisch exquisiter Stimmführung singt Kaufmann diese veristische Tenorpartie. In intensiver Präsenz, makelloser Technik erklingt der herrliche Mezzo in wunderbaren Couleurs bei Voi lo sapete, o Mamma und ließ im dramatischen Ausbruch bereits eine Eboli erahnen. Doch sodann folgte das krönende Finalduett Tu qui, Santuzza?

Kühl abweisend, machohaft portraitiert Kaufmann mit tenoralen Stentortönen den bereits anderweitig orientierten Lover, zerbrechlich, liebend, verzweifelt zieht Garanca alle Register ihrer herrlichen Stimme, mit dem wohlklingenden Höhenpotenzial bis zum hasserfüllten Fluch. Das war konzertant packend dargebotenes Musiktheater der Extraklasse – Bravo!

Für die Ovationen bedankten sich die Gefeierten einzeln mit dem gefühlvollen Bekenntnis Du bist die Welt für mich (Richard Tauber), dem glutvoll dargebotenen Al pensar (Chapi) sodann im Duett Non ti scordar di me (Curtis) und entließen dann endgültig das vor Begeisterung überschäumende Publikum mit dem unverwüstlichen Traviata-Brindisi in die laue Sommernacht.













 
 
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