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Donaukurier, 23.12.2013 |
Von Sabine Busch-Frank |
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Verdi: La forza del destino, München, 22. Dezember 2013 |
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Vier Stars und ein Halleluja
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München (DK) Überstanden. Das Verdi-Jahr ist durchstanden, und pflichtbewusst hat sich die Bayerische Staatsoper noch schnell einer Premiere entledigt – lieblos freilich, wenn auch in allen Ehren. Die Besetzung fein, Schwelgen im Wohlklang, was will man mehr |
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Wahrscheinlich waren es bei der Uraufführung in St. Petersburg selige
Stunden, da man „La forza del destino“ spielte und noch keine Übertitel
kannte. Damals standen einfach nur schöne Klänge und unverständliches
Italienisch auf dem Plan – und es wäre auch bei der Staatsopernpremiere am
Sonntagabend von unschätzbarem Vorteil gewesen, wenn die Übertitelanlage den
Dienst verweigert hätte. So aber klammerten sich die Augen unwillkürlich an
die Übertitel, da Regisseur Martin Kušej nun mal gerne Sänger herumstehen,
den Chor sich ausziehen und Statisten gekonnt turnen lässt. Man las
Erstaunliches vom bösen „Mulattenblut“ und „Pim-pum-pam“, was eine
bemitleidenswerte Sängerin zu singen hat, während sie im Minirock über einen
am Boden liegenden Chor staksen muss. Dass auch noch das Programmheft, für
das gleich zwei Dramaturgen verantwortlich zeichneten, durch eine in den
Text gewürfelte, pixelige Bilderflut absichtlich unlesbar gemacht wurde,
passt gut zu diesem Verdi-Abend.
Das Libretto in deutscher
Übersetzung ertragen müssen, ist eine Qual – auch wenn sogar noch Franz
Werfel versucht hatte, es zu retten. Aber starke szenische Momente sind rar
an diesem Abend – selbst aus der 15. Reihe des Parketts noch sind die
Zweikämpfe peinlich anzusehen, und warum jagen eigentlich Frauen in
schwarzen Minikleidern die vielen schlecht angezogenen Choristen in den
Krieg? Die an Guantanamo erinnernden Folterbilder im III. Akt erscheinen nur
mehr abgeschmackt und pseudoprovokativ, auch wenn hier das Bühnenbild
(Martin Zehetgruber) einmal einen schönen Einfall umsetzt: Man blickt aus
der Vogelperspektive auf das Lager, wo dann ein Statist sehr elegant die
Wand empor schreiten darf. Dass man selbst auch die Wände hochlaufen möchte,
verhindert nur die Musik – und die ist trotz des etwas
tschingdarassabummigen Dirigats von Asher Fisch herrlich! Mit dem stimmlich
leicht aufgerauten und im wallenden Langhaar auftretenden Jonas Kaufmann ist
ein Münchner Liebling besetzt – auch wenn man die väterliche Sorge gut
nachvollziehen kann, sobald dieser Hochstapler im Schlabberlook sich der
reinen Tochter bemächtigen will. Kaufmann und Anja Harteros sind seit
„Lohengrin“ das Traumpaar dieser Bühne und die Ausnahmesopranistin ist mit
ihrer stimmlichen Wärme, welche ihre perfekte Technik, völlig in
Vergessenheit geraten lässt, der verdiente Star dieses Abends. Beide Sänger
haben ihre stärksten Momente gerade nicht im Duett miteinander – was dem
Aufbau der Oper geschuldet ist, die das Paar gleich zu Beginn trennt und
erst im Tod wieder zusammenführt. Aber Kaufmanns Szenen mit dem Todfeind
Carlo (Ludovic Tézier, der mittels eines gut inszenierten Statistentricks
über der Leiche seines Vaters in Sekundenschnelle heranreifen musste) in
ihrer verhaltenen Leidenschaftlichkeit gelingen berückend. Ebenso findet
sich Harteros in grandioser Harmonie mit dem wunderbaren Bariton dieses
Abends (Vitalij Kowaljow in der Doppelrolle Vater/Franziskaner). Verdienter
Jubel für das Sänger-Quartett. Vermutlich wird ein Run auf die Hörplätze der
Folgeaufführungen einsetzen.
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