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Der Standard, 14.8.2013 |
Ljubiša Tošic |
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Verdi: Don Carlo, Salzburger Festspiele, 13. August 2013 |
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Tragödienfest der Stimmen
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Premiere von Giuseppe Verdis "Don Carlo" im großen Festspielhaus |
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In dem einen, dem einzigen, Salzburger Intendantenjahr von Markus
Hinterhäuser hatte Regisseur Peter Stein schon mit Verdi zu tun. Als
historisch interessierter Organisator szenischer Vorgänge ließ er bei
"Macbeth" Ritter auch zwischen den Zuschauerreihen marschieren. Und wiewohl
er nun im Großen Festspielhaus mit seinen Ideen die Bühne nicht verließ,
vermag man ihm abermals retrospektive Interessen nicht abzusprechen.
"Don Carlo" ist zum routinierten Kostümschinken geworden, bei dem die
Figuren jenes Mindestmaß an szenischer Bewegtheit absolvieren, das nötig
ist, um eine semikonzertante Aufführung abzuwenden. Ein tolles Werk
inszeniert sich quasi ein bisschen selbst - mithilfe der Sänger.
Die
musikalische Seite ist in jedem Fall packend: Tenor Jonas Kaufmann (als Don
Carlo) ist klangprächtig und eindringlich unterwegs; Thomas Hampson (als
Rodrigo) macht die Facetten seiner Figur differenziert und impulsiv
deutlich. Matti Salminen (als Filippo II) ist ein etwas reifer, aber
imposanter Herrscher in Machtnöten. Und schließlich und vor allem Anja
Harteros als Elisabetta: Sie vermittelt ihren Part mit tragfähiger Lyrik wie
tadelloser Dramatik. Grandios. Respektabel daneben Ekaterina Semenchuk als
Eboli.
Dirigent Antonio Pappano und die Wiener Philharmoniker,
endlich in Opernhöchstform, waren ein fulminantes Kraftzentrum der
Pointiertheit und Flexibilität.
Frenetischer Applaus für alle, nur
ein Buh suchte Peter Stein heim.
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