OÖ Nachrichten, 5.4.2012
Michael Wruss
 
Mahler: Das Lied von der Erde, Salzburg, 3. April 2012
 
Mahler zum würdigen Abschied der „Berliner“ von Salzburg
 
Zum Abschied von Salzburg hatten die Berliner Philharmoniker am Dienstag im Großen Festspielhaus beim 3. Orchesterkonzert der Osterfestspiele Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ auf dem Programm.

Dies war auch der Höhepunkt dieses Abends, vor allem wegen der beiden Solisten Anne Sofie von Otter und Jonas Kaufmann, die nicht nur mit einer überdeutlich klaren Diktion punkteten, sondern auch stimmlich und emotional den enormen Anforderungen bestens gewachsen waren und restlos begeistern sollten.


Doch überraschenderweise blieb der Applaus eher kühl, was sich auch nicht auf die ebenso hervorragende Leistung der Philharmoniker unter ihrem Chef Sir Simon Rattle zurückführen lässt. Vielleicht würde man Mahlers Musik in Wien noch sinnlicher und einfühlsamer spielen, aber hier zu mäkeln, wäre falsch am Platz.

Vielmehr hat man jedoch das im ersten Teil ziemlich unspektakulär abgespulte 2. Beethoven-Klavierkonzert bejubelt, das Emanuel Ax schön und gefühlvoll, aber sonst nicht weiter außergewöhnlich interpretierte und bei dem man erkennen ließ, dass historische Aufführungspraxis auch an der Spree keinen Einzug in den philharmonischen Alltag gefunden hat. So viel Vibrato ist heute nicht mehr tragbar, vor allem wenn – auf die 2. Geigen bezogen – innerhalb der Gruppe unterschiedliche Auffassungen herrschen.

 






 
 
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