Neue Luzerner Zeitung, 30. Oktober 2012
F.S.
 
Konzert, KKL Luzern, 28. Oktober 2012
 
Bravorufe für den Startenor
 
 
Der im Ensemble des Opernhauses Zürich gross gewordene Startenor Jonas Kaufmann riss am Sonntag mit seinem Arien-Abend das Auditorium im KKL Luzern zu Begeisterungsstürmen hin. Wagners «Lohengrin» bildete den Schwerpunkt im Arien-Rezital, mit dem Kaufmann sein im Frühjahr krankheitshalber abgesagtes Konzert nachholte.

Die ausgezeichnete Württembergische Philharmonie spielte unter Jochen Rieder das schwungvolle Vorspiel zum dritten Akt des «Lohengrin», bevor sie zum Schluss des regulären Programms die sphärischen Melodien des Vorspiels zum ersten Akt in Jean Nouvels Sternenhimmel zauberte. Als die letzten Streicherklänge erstarben, kam aus der Seitentür auf leisen Sohlen Jonas Kaufmann herein und hub exakt bei der Überleitung zur Gralserzählung «In fernem Land» im hauchzarten Pianissimo seine so auffallend dunkel getönte Stimme an, um sich dann in einem expansiven Anschwellen zu einer leuchtenden Höhe zu öffnen, in der es nur so glitzerte und funkelte. Allein diese Szene war das Eintrittsgeld wert.

Grosser Bogen, langer Atem

Sonderbar (und heute einzigartig): Ein deutscher Tenor singt Wagner mit italienischer Legato-Technik. Genau so hat es Wagner gewünscht. Wie Kaufmann die weitere Wagner-Kostprobe «Winterstürme wichen dem Wonnemond» aus der «Walküre» fliessend leicht begann und dann in den heldischen Duktus des zweiten Teils einbog, bestätigte den Ausnahmerang des Künstlers. Überhaupt liegen ihm heute mehr denn je so ausladende Stücke, die einen grossen Bogen und langen Atem benötigen. Das zeigte im zweiten Teil schon das zornerfüllte «Improvviso» des Andrea Chénier. Zweifellos warten auf Kaufmann auch die schweren Wagner-Helden, vielleicht sogar Tristan eingeschlossen. Der Künstler ist klug genug, um sich dafür noch Zeit zu lassen.

Emotionale Glut

Wie sehr Kaufmann über eine Belcanto-Technik verfügt, zeigte er eindrücklich im ersten  Programmteil. Kleine Schluchzer deutete er mehr an, sie dienten zur Steigerung der emotionalen Glut. Schön, dass er neben den bekannten «Schlagern» eine Rarität wie Romeos lyrisches Declamato «Giulietta! Son io!» aus Zandonais «Giulietta e Romeo» wählte, nach dessen Vortrag erstmals spontane Bravorufe im Saal ertönten. Endgültig um den Finger wickelte er sein Publikum mit den vier Zugaben, unter ihnen der Richard-Tauber-Evergreen «Du bist die Welt für mich» und das Lamento des Canio. Standing Ovations.













 
 
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