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OÖNachrichten,16.7.2012 |
Karin Schütze |
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Konzert, Linz, Klassik am Dom, 14. Juli 2012 |
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Beifallsorkan für Jonas Kaufmann
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Es gibt diese besonderen Abende, an denen zwischen den Künstlern und ihrem Publikum etwas entsteht. Einen solchen durften die „Klassik am Dom“-Besucher am Samstagabend in Linz erleben, mit dem deutschen Tenor Jonas Kaufmann und einem Streifzug durch die Opernwelt der Romantik.
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Wie auf Händen durch den Abend getragen vom Bruckner Orchester Linz mit
Jochen Rieder am Dirigentenpult sang sich der Münchner Tenor in die Herzen
seines Publikums. Mucksmäuschenstill war es am Domplatz, als „Don José“
seiner imaginären Carmen die Liebe erklärte. Massenets „Werther“ zum
aufrecht leidenden Helden wurde. Oder Turiddu in Mascagnis „Cavalleria
rusticana“ von seiner Mutter für immer Abschied nahm. Gesegnet mit einer
Charakterstimme, die über makellose Schönheit hinausreicht, berührt einen
Jonas Kaufmann mit lyrischer Zartheit, bannt mit herber Dramatik und lässt
Klänge aufblühen, die einem durch und durch gehen.
Erläuternde,
souveräne Begleiterin des Abends war Kultur-Lady Barbara Rett. „Ganz
fantastisch“, streute ihr Kaufmann Rosen, der es sich dennoch nicht nehmen
ließ, zum Mikrophon zu greifen, um das Publikum auch persönlich zu begrüßen:
„Es tut mir Leid, dass ich nur zu den Nummern raus und reinrenne.“
Wenn er einmal nicht gleich wieder „reinrannte“, gehörte der Domplatz dem
Bruckner Orchester Linz, das sich mit Dirigent Jochen Rieder hörbar wohl
fühlte: etwa mit Auszügen aus Bizets Carmen-Suite (mit dem magischen
Flöten-Solo von Ildiko Deak), der Ouvertüre zu Wilhelm Tell (und dem
wunderbaren Cellosolo von Elisabeth Bauer) oder einem vor Energie sprühenden
„Danse bacchanale“ aus Camille Saint-Saëns’ „Samson und Dalila“.
Zur
gelösten Atmosphäre trugen auch eine Barbara Rett bei, die sich im spontanen
Rollentausch als Tenor versuchte, und ein gar nicht starallüriger Star, der
stets zu humorvollem Wortgeplänkel bereit war.
Diese Mischung aus
beeindruckendem Kunstgenuss und menschlichen Sympathien mag das Quäntchen
Besonderheit ergeben haben, dass in der spürbaren Begeisterung des Publikums
seinen Widerhall fand und in zahlreichen Bravos, die über den Domplatz
hallten, kaum dass Kaufmanns’ Bajazzo verklungen war.
Beifallsstürme
und vier Zugaben, darunter auch, als Hommage an den Linzer Tenor, Richard
Taubers „Du bist die Welt für mich“, und Lehárs „Dein ist mein ganzes Herz“.
Eins war gewiss: Die Herzen des Publikums gehörten an diesem Abend ganz
Jonas Kaufmann.
OÖN Bewertung: sechs von sechs Sternen
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