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dpa, 16.1.2011 |
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Verdi: Don Carlo, Bayerische Staatsoper, 15. Januar 2012
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Jonas Kaufmann in «Don Carlo» gefeiert
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Das Opernpublikum in New York ist noch frisch in ihn verliebt, für die
Münchner ist Jonas Kaufmann eine alte Liebe, die nach langen Trennungen
immer wieder neu entflammt:
Nach Auftritten an der Metropolitan
Opera, der Mailänder Scala und dem Royal Opera House in London kehrte der
jüngst meist Wagner verbundene Tenor zurück in seine Heimatstadt München -
diesmal für Verdi. Als Prinz von Spanien sorgte der 42-Jährige Beau in der
Wiederaufnahme von «Don Carlo» am Sonntag für Begeisterungsstürme in der
Bayerischen Staatsoper, auch die anderen Hauptrollen sind hochkarätig
besetzt.
Seit Monaten war die Vorstellung ausverkauft. Betagte Damen
in Mantel und Hut standen vor dem Beginn bei frostigen Temperaturen auf den
Stufen des Nationaltheaters und suchten noch mit selbstgeschriebenen
Pappschildern nach Restkarten. Denn Auftritte von Jonas Kaufmann in München
sind selten geworden: Sein Terminkalender ist auf Jahre hinaus gefüllt mit
Auftritten auf den wichtigsten Bühnen der Welt. Das US-Klassik-Magazin
«Musical America» kürte ihn vor wenigen Wochen zum «Sänger des Jahres».
Als Infant von Spanien legt Kaufmann den ganzen Schmerz um die verlorene
Liebe seines Lebens in seine Stimme und sein Spiel - wie später die
kämpferische Leidenschaft und Auflehnung gegen den König und Vater. Denn
Spaniens Philipp II. nimmt die eigentlich Prinz Carlos versprochene
Elisabeth von Valois, die Tochter Heinrichs II. von Frankreich, aus Gründen
der Staatsräson zur Frau, um den Krieg zwischen Frankreich und Spanien zu
beenden. Über den Verlust kommen weder Carlos noch Elisabeth hinweg, das
führt zur Tragödie.
In Münchens «Don Carlo» teilt der dunkel gelockte
Tenor sich die Bühne gleich mit mehreren Spitzensängern. In der Rolle der
Elisabeth glänzt die zarte Anja Harteros. Sie hält sowohl in den jubelnden
Partien des kurzen Glücks mit Carlos sowie der tiefen Verzweiflung in der
Zwangsehe mit dessen Vater König Philipp II. (René Pape) mit vollem und
klarem Sopran stets das richtige Maß und reißt das Premierenpublikum zu
Bravo-Rufen hin.
Auch Pape als König ist in der Zerrissenheit
zwischen seinen Gefühlen als Vater, der Pflicht als König und dem Gehorsam
der Kirche umjubelt. Boaz Daniel als Marquis de Posa, Eric Halfvarson als
unbestechlicher Großinquistor und Anna Smirnova als Prinzessin Eboli
überzeugen ebenfalls. Die musikalische Leitung und Bayerisches
Staatsorchester sowie Chor stets gut im Griff hat Asher Fisch.
Neben
dem Kampf um Liebe, Eifersucht, Freundschaft sowie den spanischen Thron um
1560 ist die Kirchenmacht allgegenwärtig. «Hüte Dich vor dem Großinquisitor»
ist eine der wichtigsten Warnungen. «Don Carlo», Verdis dunkelste Oper,
wurde 1867 in Paris uraufgeführt. In seiner Inszenierung am Nationaltheater
München belässt Jürgen Rose Kostüme und Spiel in dieser Epoche und setzt sie
auf einer düsteren und kargen Bühne in Szene. Das Bühnenbild besteht
größtenteils aus einem grauen Raum mit zahlreichen Türen und einem dunklen,
überdimensionalen Kruzifix. Umso stärker hebt sich die farbig-pompös
gestaltete kirchliche Prozession zum Scheiterhaufen vor der
Ketzerverbrennung ab. Unter den gefesselten nackten und blutigen Leibern der
Ungläubigen lodern schließlich echte Flammen.
Auch wenn der strahlend
schöne spanische Infant alias Jonas Kaufmann dem Tod am Ende nicht entgehen
kann - dem Großinquisitor gelingt es nicht, Carlos der Inquisition zu
unterwerfen. Davor rettet ihn der Geist seines Großvaters, des Kaisers Karl
V.: Er nimmt ihn in seine Obhut und steigt mit ihm die Stufen zur
Klostergruft hinab - ehe das begeisterte Publikum ihn und seine Gefährten
nach der Vorstellung jubelnd immer wieder vor den Vorhang ruft. ........ |
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