Es war ein vokales Volksfest im Stil der 3 Tenöre, die Tonanlage
war einmal mehr sehr unzulänglich und am Ende jubelten, johlten,
stampften und schrien Tausende Fans (die Auslastung war zwar mit
ca. 85 Prozent nicht ganz im Sinn der Veranstalter – aber
immerhin – bei diesen Preisen bis über 350
Euro)..Gesamteindruck: hier waren drei Superstars bemüht,
wirklich miteinander zu musizieren, Neues zu erproben und Alles
zu geben. Opernherz, was willst Du mehr?
Und was war neu:
etwa die Programmauswahl! Anna Netrebko erprobte als Butterfly
(Arie) und Troubadour-Leonore (Arie samt Duett mit Manrico samt
Stretta der Leonore ) aber auch im Finale von Faust neue –
dramatischere – Fachgrenzen; ihr Manon-Duett mit Jonas Kaufmann
war ohnedies einer der Höhepunkte dieses Abends, der sie auch
als himmlische Lauretta oder als ideale Bess in Gershwins Porgy
auswies .Abgesehen von ein paar verwackelten Spitzentönen fühlte
sich die russische Diva in ihrem neuen Fach offenkundig mehr als
wohl. Vielleicht gehen die wenigen Einschränkungen ganz zu
Lasten der fragwürdigen Tonanlage.
Dirigent des „Abends
der Ohrwürmer“ war Marco Armiliato, der mit der Prager
Philharmonie zum großen Erfolg des Abends beitrug. Da es keine
Programme gab – sie wurden einfach nicht zeitgerecht geliefert-
konnte man nicht eruieren, welcher Chor nun sang. Aber
mitterweile wurde uns bestätigt, dass es sich um den "Wiener
Kammerchor" handelte. Jedenfalls bewarb Erwin Schrott seine neue
Tango-CD, erwies sich als profunder Banquo und brillierte einmal
mehr als Leporello; und Jonas Kaufmann folgte einmal
mehr den Spuren eines Franco Corelli: sein Turridu (Abschied von
der Mutter), sein Manrico, aber auch ein Terzett aus Lombardi
und das Faust-Finale wiesen ihn als die größte Tenor Entdeckung
der letzten Jahre aus. Dazu kam die große Arie aus La Gioconda
und zwei Titel von bzw. für Richard Tauber (Du bist die Welt für
mich, Freunde das Leben ist lebenswert). Die Begeisterung war
jedenfalls enorm. Und die meisten der Teilnehmer werden
wohl die TV-Übertragung aus Berlin, die der ORF für den 15.
August plant, nochmals verfolgen. Denn das Gipfeltreffen der
Stars war von jener Qualität, die (Opern-)süchtig macht.
Und jede Sucht verlangt bekanntlich nach Ewigkeit…