Österreich, Magazin
Karl Löbl
Massenet: Werther, Wiener Staatsoper, 17. Januar 2011
EHRLICH STATT ELEGANT
 
Jonas Kaufmann und Sophie Koch im Werther der Wiener Staatsoper  überzeugend.
Ohne Musik wäre das eine psychologisch fundierte, wirkungsvolle  szenische Umsetzung von Goethes Briefroman -  Die Leiden des jungen  Werthers. Jonas Kaufmann als Werther und Sophie Koch als Charlotte  entwickeln ihre Figuren und Komplikationen aus anfänglicher  Schüchternheit, Zuneigung über erkennbare Suizidgefährdung bis hin zum  tragischen letalen Ende des Mannes in konsequenter dramaturgischer  Folgerichtigkeit. Das Drama der beiden Protagonisten würde derart auch  am Burgtheater starke Wirkung erzielen.

Doch da ist zusätzlich die sensible, gefühlvolle Musik von Massenet. Kaufmann singt meist im verhaltenen, intensiven Piano. Dessen Introvertiertheit entspricht dem Menschen Werther. Umso bestürzender die starken tenoralen Ausbrüche an den Höhepunkten der Handlung. Ein paar Besucher meinten in der Pause, Alfredo Kraus und Jose Carreras hätten "eleganter" gewirkt.

Doch Kaufmann geht's nicht um Eleganz, sondern um Ehrlichkeit des Ausdrucks. Auch die stimmlich souveräne Sophie Koch steigert sich neben ihm in ein Finale, dessen Spannung, Tragik, Glaubhaftigkeit nicht überbietbar sind.






 
 
  www.jkaufmann.info back top