Fränkischer Tag, 7.7.2009
Monika Beer
Wagner: Lohengrin, München, 5. Juli 2009
Es gibt kein "Glück ohne Reu"
 
Auszug
„Die Grundidee der Inszenierung ist zwar überraschend und viele Details sind erhellend, beziehungsreich und witzig, aber das Ganze bleibt doch zu sehr an der Oberfläche kleben, ist – um im Bild zu bleiben – ein mit unzureichenden Mitteln gezimmertes Gedankengebäude, das am Ende, beim angedeuteten kollektiven Selbstmord, in sich zusammenfällt, ohne nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.Natürlich ist es nicht abwegig, Richard Wagners lange vergeblich gehegten Traum von Heim und Herd, vom eigenen Familienglück auf diese romantische Hochzeitsoper ohne Happyend zu beziehen. Aber die Mischung aus "Meistersinger"-Handwerkergemütlichkeit samt Vereinsmeierei und einer parodistischen und doch wie in Orwells "1984" ferngesteuerten Gesellschaft macht noch keine szenisch überzeugende "Meditation über das Scheitern". Vom Mythos, der in "Lohengrin" steckt, ganz zu schweigen.Musikalisch ist die Aufführung großartig. Zwar gelang Generalmusikdirektor Kent Nagano die Koordination von Orchester- und Chorstimmen nicht immer perfekt. Aber schon die sängerische Besetzung und Einstudierung lässt kaum Wünsche offen. Wenn Nagano zuweilen das Orchester bombastisch auftrumpfen lässt, passiert das in der Regel genau dort, wo es keinem Solisten schadet. Umgekehrt pflegt er, vor allem in Bezug auf den Titelhelden, eine in diesem Ausmaß seltene Pianokultur. Jonas Kaufmann, der in dieser Partie 2010 auch in Bayreuth debütiert, ist ein eher in sich gekehrter, verletzlicher Lohengrin, der stimmlich durchaus heldisch auftrumpfen kann, aber ebenso gut, nein: besser dessen nachdenklichen, zarten und bitteren Seiten offenbart – ein zu Tränen rührender Sangesritter der traurigen Gestalt. Dass das Publikum nach der Gralserzählung nicht ausrastete, lag wohl daran, dass Kaufmann zur Premiere nicht in Bestform antrat.Seine Partnerin Anja Harteros hingegen war optimal disponiert: eine handfeste und doch so traumverlorene Elsa, die sängerdarstellerisch nur anders, aber nicht besser gelingen kann. Auch die weiteren Hauptsolisten, allen voran als König Christof Fischesser und als Telramund Wolfgang Koch, sowie der Chor unter Andrés Máspero bieten ein Höchstniveau, wie es selbst im Nationaltheater nicht immer gelingt.“
 






 
 
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