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TZ, 27.02.2008 |
MATTHIAS BIEBER |
Konzert, München, 24. Februar 2008
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Stolzer Reiter, lahmes Ross
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Jubel für Jonas Kaufmanns
Arien-Abend |
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Der erste "Suche Karte"- Opernfan erwartete uns
schon am U-Bahn-Ausgang. Es sollte nicht der einzige bleiben. Verzweifelte
Zettelhalter pflasterten den Weg zum Herkulessaal. Drinnen: rappelvoll
inklusive Stehplätze. Irgendwo zwischen Klassik und Event wird sich der
Abend abspielen. Hochglanz-Hefte zu acht Euro mit vielen Bildern und keinen
Arien-Texten erinnern an Schlimmes.
Und dann kam er. Jonas Kaufmann, unter der einstigen Staatsopern-Führung
lange verschmähter Sohn Münchens, seit Jahren mit Familie in Zürich lebend,
allüberall sonst Triumphe feiernd - und siehe: Jetzt bereitete ihm seine
Heimatstadt einen königlichen Empfang. Standing Ovations gegen Ende, zuvor
reichlich Bravi nach dem Parforce-Ritt durch die Operngeschichte.
Wobei auch der kühnste Reiter ziemlich verloren ist, wenn das Ross lahmt:
Man brauchte viel Fantasie, um das Bildnis wirklich so bezaubernd schön zu
finden, wie Tamino es - noch nicht wirklich warmgelaufen - besingt. Das
Ross: Die Nordwestdeutsche Philharmonie (Dirigent: Matteo Beltrami) ist laut
Programm "unverzichtbarer Bestandteil des Konzertlebens in
Ostwestfalen-Lippe" - aber nicht für München, fügen wir an.
Kaufmann verfügt über die Belcanto-Träne, ist in der Höhe robust, hat ein
strahlend-kerniges Forte. Dazu eine ungemein sympathische Ausstrahlung. Die
Puccini-Stücke ("Boheme", Tosca") gelangen überragend, und die letzte
Verdi-Zugabe ("La donna e mobile") löste Toben im Fortissimo aus. Der Star
ist zurück - und bestätigte trotz Schwächen in der Mittellage und beim Piano
in den Höhen, dass er die deutsche Tenorhoffnung ist. |
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