Hamburger Abendblatt, 1. März 2008
jomi
Konzert, Hamburg, 28. Februar 2008
Ein Guter mit Leib und Schmelz
Hamburg - Vieles von dem, was man tun könnte, sollte man lieber lassen. Eine Regel, die Jonas Kaufmann, offenbar Tenor-Liebling der Saison, privat bestimmt kennt, beruflich aber nur teilweise befolgt. Bei seinem rappelvollen Arien-plus-Ouvertüren-Konzert in der Laeiszhalle wurden die großen Stärken und die mittelkleinen Schwächen hörbar.

Mit dem Lyrischen, Luftig-Leichten hat er es nicht mehr so; Taminos "Dies Bildnis ist bezaubernd schön" zeigte, dass die Mozart-Schublade mittlerweile zu diffizil und zu klein für ihn ist. Auch einige Piani in hohen Lagen waren eher Wackelpartien. Dieser Tenor, strahlend und mit dunklem Kern fokussiert, sobald es ins Dramatischere geht, braucht Auslauf, braucht die hineinkomponierte Heldenpose, den rührenden Schluchzer, wo er ungestraft passt, das Siegerlächeln oder die Verlierertrauer. Dort ist Kaufmanns Welt, da ist er mit Leib und Schmelz richtig.

Wie so oft bei solchen Veranstaltungen war das Begleitorchester - hier die Nordwestdeutsche Philharmonie - in der Regionalliga unterwegs, es rumpelte und pumpelte (mit gelegentlichen Buh-Rufen für Dirigent Matteo Beltrami) zusammen, was sinnvollerweise nicht zusammen gehört werden sollte. Hörenswert ohne Wenn und Aber: die Herzog-Arie aus dem 2. Akt "Rigoletto", auch das gute alte "E lucevan le stelle" charmeurte sich sympathisch in den Gehörgang. Man kann Kaufmann seinen Drang zur überforcierten Vielseitigkeit nicht wirklich übel nehmen. Das wäre - bei aller Skepsis, ob ein Tenor sich an einem Abend von Mozart bis zum Preislied aus Wagners "Meistersingern" vorarbeiten sollte - ein ehrlich gemeintes Kompliment. Kaufmann ist ein Guter und ein Sympath. Aber kein Allessingenmüsser.






 
 
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