|
|
|
|
|
MAINPOST, 02.07.2005 |
Von Andrea Braun |
Haydn: Die Schöpfung, Würzburg, St. Johannis-Kirche, 30.Juni 2005
|
Gefühl für Haydns kleine Tonmalereien
|
"Die Schöpfung" mit Tenor
Jonas Kaufmann in der Würzburger Johanniskirche |
|
Würzburg Ob Chor, Orchester oder Solisten: Bei der
Aufführung von Haydns "Die Schöpfung" in der Würzburger Johanniskirche
konnte Christian Kabitz aus dem Vollen schöpfen! Selten hört man eine
Interpretation, die trotz des liebevollen Sinns für Details niemals den
gesamten Handlungsbogen aus den Augen verliert, die trotz des Gefühls für
Haydns kleine Tonmalereien stets die Stringenz der Melodielinien wahrt und
somit bei aller Unterhaltungsqualität niemals zur Effekthascherei wird.
Eine diffizile Gratwanderung, auf der Kabitz von souveränen und
verlässlichen Bergkameraden begleitet wurde. So brillierten die Münchner
Bachsolisten mit saubersten Streichern, wunderbar phrasierenden Holz- und
sensibel zu Werke gehenden Blechbläsern. Überzeugend auch der aus Teilen
von Würzburger Bachchor und Frankfurter Cäcilienchor bestehende Chor:
Absolut sicher und homogen in Tempo und Ausdruck gestalteten die in sich
einheitlichen Stimmgruppen ihre Partien so differenziert, dass auch
komplexere Fugengeflechte gut durchhörbar blieben. Kleine Probleme gab es
mit dem Klang: Während der Tenor keine Wünsche offen ließ, hätte man sich
bei Sopran und Alt noch etwas mehr Glanz und Kern, im Bass etwas mehr
satte Tiefe gewünscht. Auch drang der Chor bei Forte-Stellen mit viel
Instrumentarium in höheren Lagen kaum noch über das Orchester. Nicht
Unvermögen, sondern (unangebrachte) Zurückhaltung schien der Grund - denn
im Schlusschor gab es diesbezüglich keine Probleme. Die Solisten
begeisterten sämtlich durch ungeheure Ausdruckskraft: technisch makellos
und mit silbern glänzenden Höhen sang Sopranistin Regina Klepper, wenn
auch manche Koloratur mit weniger Tremolo noch klarer geklungen hätte; mit
schlankem Tenor und schönster Phrasierung Jonas Kaufmann, mit weichem Bass
und eindringlichster Gestaltung Dietrich Henschel, mit Würde ihren
Auftritt für vier Takte tragend Sonja Koppelhuber (Alt). Langer,
verdienter Applaus in der fast ausverkauften Kirche. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|