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Die Rheinpfalz, 12.9.2000 |
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Germersheim, Benefizkonzert, 10. September 2000
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SINGEN UND SPIELEN MIT LAUNE
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Wenn
ein derart populärer Mann wie unser Pfälzer FIFA-Schiedsrichter Dr. Markus
Merk zum Benefizkonzert für die von ihm gegründete „Indienhilfe
Kaiserslautern“ nach Germersheim in die Stadthalle ruft, dann kommen auch
viele, die nicht viel mit Fußball zu tun haben, sich aber allein schon der
Sache wegen mit ihm solidarisieren. In der Tat verdient die von Merk,
seiner Frau Birgit und dem zweimaligen Olympiateilnehmer Hans Thomas
ehrenamtlich geleistete Hilfe für das Kinderdorf Sogospatty jede
Unterstützung, weshalb Ministerpräsident Beck auch gern die
Schirmherrschaft übernahm. Die Spendensumme von 17 000 Mark hätte aber
noch höher ausfallen können, hätte man sich nicht im Verhältnis zu anderen
Benefizveranstaltungen mit dem gleichen Anspruch viel zu billig verkauft.
„Nur“ 40 bis 6o Mark wurden als höchste Eintrittspreise verlangt.
Und dafür präsentierten die Frankfurter Sinfoniker unter Günther Gräf ein
ausgesprochen qualitätvolles Opern- und Operettenprogramm mit einem
Hochkaräter unter den drei Gesangssolisten, dem 31-jährigen Jonas
Kaufmann, dem inzwischen weltweit beachteten neuen Shooting-Star in der
Welt der Tenöre. Der orchestrale Auftakt mit dem „Carmen“-Vorspiel geriet
schon sehr effektvoll, übertroffen noch vom Einstieg in den zweiten
Konzertteil mit der „Fledermaus“-Ouvertüre. Gräf verstand es, die
instrumentalen Puppen tanzen zu lassen und das Eingängige und Bekannte mit
musikantisch geschärftem Profil zu versehen. Den Frankfurter Sinfonikern,
hervorgegangen aus dem ehemaligen Frankfurter Rundfunkorchester, hörte man
immer noch die Erfahrung mit den entlarvenden Mikrophonen an. In jeder
Nuance nervig-gespannt spielten sie mit solcher Rasse und Schliff, dass
zwei Stunden wie im Flug vergingen.
Selten zu hörende Belcanto-Tugenden zeichneten die charaktervoll
klang-reiche, baritonal gefärbte Tenorstimme Jonas Kaufmanns aus.
Geschmeidige Registerübergänge, ebenmäßig gestaltete und mühelos
beherrschte Höhen schlugen einmal mit feinsten Pianowerten in Bann und
überwältigten dann wieder durch ihre immense Strahlkraft. Vorzüglich
gelang ihm dabei der Ausdruck lyrischer Empfindsamkeit.
Mit ihrer füllig glutvollen, beachtlich wohlgeformten Mezzosopranstimme
konnte ihm Margarete Joswig, derzeit in Saarbrücken im Engagement,
durchaus Paroli bieten. In der „Carmen“-Habanera brachte sie recht
überzeugend auch die stimmgestalterische Raffinesse für die verführerische
Figur über die Rampe, im „Orlofsky“-Couplet aus der „Fledermaus“ sprühte
sie vor Laune und verlieh dem „Abendsegen“-Duett aus „Hänsel und Gretel“
bestimmend stimmliches Profil. Die 18-jährige Sopranistin Valontina
Pennino aus Mannheim wagte sich daneben selbstbewusst an Rossini und
Puccini, zeigte ausbaufähige stimmliche Anlagen mit klangfarblichen
Defiziten in den Höhen.
Der blendenden Verfassung der Solisten und der Spiellaune des Orchesters
gegenüber geizte das beifallfreudige Publikum nicht mit Anerkennung, der
wieder schmissige Strauß-Zugaben bis zum unvermeidlichen Radetzki-Marsch
folgten. (es) |
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