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Hamburger Abendblatt, 14.01.19 |
Joachim Mischke |
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Nie wieder Elbphilharmonie? Jonas Kaufmann kritisiert Klang
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Beim Konzert verließen mehrfach Menschen
den Großen Saal, dazu kamen Rufe wie "Hier hört man auch nichts!". Nun
spricht der Tenor.
Hamburg. Bei seinem Konzert im Großen
Saal der Elbphilharmonie wurde der Tenor Jonas Kaufmann am Sonnabend durch
Zwischenrufe wie "Man hört hier hinten auch nichts" und einzelne Besucher,
die während Mahlers "Lied von der Erde" ihre Plätze wechselten oder den Saal
verließen, deutlich aus dem Takt gebracht. Mehrfach, und am liebsten bei
leisen Stellen, hatten Zuhörer – bestens hörbar und sichtbar– ihre Plätze
verlassen. Andere spazierten aus seitlichen oder hinteren Bereichen weiter
nach vorn – oder gleich ganz hinab, zu einzelnen frei gebliebenen Plätzen
ins Parkett.
Der erste Ärger über dieses Erlebnis ist bei dem Sänger
verraucht, doch der Nachhall dieser Erfahrung war Jonas Kaufmann auch am Tag
danach noch anzuhören. Nach dem Flug in die Schweiz berichtete er am Sonntag
während der Autofahrt nach Luzern, wo am Montag das nächste Konzert seiner
Tournee mit dem Sinfonieorchester Basel stattfinden wird, telefonisch von
seiner Verstimmungslage über diesen Hamburger Auftritt.
Hamburger Abendblatt: Haben Sie Verständnis für den Unmut der Zuschauer?
Jonas Kaufmann: Ich finde es verständlich, dass man
sich darüber ärgert. Doch ich habe kein Verständnis dafür, dass man diesen
Unmut so äußert, wie es geschehen ist. Aber das war ja nicht DAS Hamburger
Publikum, sondern ein Publikum, das wohl immer noch auch der Wirkung des
Konzerthauses als Touristenmagnet geschuldet ist. Und die Leute waren nicht
nur wegen des Moments unzufrieden, sondern auch, weil sie sich auf ihren
Plätzen wie Zuhörer 2. Klasse fühlten.
Wie empfinden Sie
den Großen Saal?
Kaufmann: Sein Klang
hat auch mit der Materialwahl zu tun, die mich am Anfang sehr verstört hat.
Mit Holz gäbe es einen wärmeren, weichen Klang. Das ist eine Krux, mit der
Hamburg nun wohl leben muss. Und ich frage mich auch wirklich, ob man nur
bei der Planung dieses Saals einzig an Konzerte mit großen Orchestern
gedacht hat und nicht an die Vielfalt unseres Metiers. Mein Vorschlag: Man
hat so viel Geld für den Bau ausgegeben – kann man nicht auch noch eine
Drehbühne für kleinere Formate einbauen?
Was rast in
solchen Momenten durch den Kopf, wenn es einem urplötzlich die Konzentration
zerreißt?
Kaufmann: Natürlich findet
man schnell wieder zurück. Aber man denkt sich seinen Teil. So etwas ist
ärgerlich, keine Frage. Ich kämpfe ja auch wirklich dafür, dass Klassik
keine elitäre Note bekommt. Doch wenn ich mich noch nicht auskenne, dann
sollte ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen.
Was
bedeutet diese Erfahrung für Ihre zukünftigen Hamburg-Termine?
Kaufmann: Beim nächsten Mal würde ich gern eine kleine
Ansprache darüber halten, wie filigran die Akustik im Großen Saal ist. Und
dass man dort aber auch der Tatsache Rechnung tragen muss, dass wirklich
alles für alle hörbar ist. Das muss man verstehen. Dieser Saal gibt einem
keine Hilfe, das bemängele ich an ihm am meisten. Was meine nächsten
Konzert-Engagements in Hamburg angeht: Ich möchte jetzt nicht „nie wieder“
sagen. Aber ich kann mir gut vorstellen, den nächsten Liederabend in der
Laeiszhalle zu geben. Dort ist es doch wunderbar.
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