NÖN, 14. August 2018
von Michaela Fleck-Regenfelder
 
 
Jonas Kaufmann über Heldentypen & Traumrollen
NÖN: Diesen Sonntag singen Sie zum ersten Mal am Eröffnungswochenende des Grafenegg Festivals. Was gibt’s denn da zu hören?

Jonas Kaufmann: Ein reines Wagner-Programm: Im ersten Teil gibt’s das Vorspiel zu den „Meistersingern“, Vorspiel und Liebestod aus „Tristan und Isolde“ sowie den Walkürenritt. Im zweiten Teil dann den ersten Aufzug der „Walküre“.

Kostüme gibt’s für Ihre „Walküre“ keine, Stars schon (neben Ihnen etwa Martina Serafin). Wie singt sich der Siegmund im Smoking? Und wie spielt sich ein Göttersohn ohne Walküren-Felsen, Schwerter und Statisten?

Da Wagner-Figuren längst nicht mehr mit Bärenfell, Flügelhelm und Speer rumlaufen, ist es bei konzertanten Aufführungen nicht so sehr die Frage, ob mir das szenische „Outfit“ fehlt. Sondern eher: Wie bringe ich die Figur glaubhaft rüber? Einfach nur dazustehen und stur geradeaus zu singen, ist nicht meine Sache. Gerade beim ersten Akt der „Walküre“ muss man ja auch miteinander agieren. Und das geht auch ohne Esche und Schwert sehr gut.

Gesungen haben Sie den Siegmund schon an der New Yorker Met, Sie waren aber auch Parsifal, Lohengrin und Walther von Stolzing. Müssen Wagner-Tenöre heute noch Helden sein? Oder dürfen Sie auch Menschen sein?

Gibt es bei Wagner überhaupt so etwas wie einen Helden? Auch mit Siegfried endet es tragisch, wie mit seinem Vater Siegmund. Von Tristan und Tannhäuser gar nicht zu reden. Der Typus des unangefochtenen, unbesiegbaren Helden ist doch eher langweilig, oder? Viel interessanter sind doch die Figuren mit Stärken und Schwächen, mit Erfolgen und Niederlagen.

Wer kommt als Nächstes? Und wen oder was wollen Sie unbedingt noch singen?

Den Tristan!







 
 
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