Zu den großen Highlights der Salzburger
Festspiele gehört in diesem Jahr die Neuinszenierung von Beethovens
“Fidelio” – natürlich hochkarätig besetzt.
Star-Tenor Jonas Kaufmann
verkörpert Beethovens tragischen Helden: den politischen Gefangenen
Florestan.
Im Orchestergraben: die Wiener Philharmoniker mit Maestro
Franz Welser-Möst. Beethovens Hymne an die Freiheit und Menschlichkeit war
seine erste und einzige Oper. “Wie die Orchestrierung gemacht ist, das ist
ganz genial”, erklärt Kaufmann. “Also, als ob Beethoven einen an der Hand
nimmt und Stück für Stück die Stufen des Kerkers hinuntersteigt, in noch
immer dunklere, in immer noch feuchtere, noch unheimlichere Gewölbe bis man
dann schließlich im tiefsten Verließ bei Florestan ankommt.”
In der
Befreiungsoper im Geist der Französischen Revolution versucht die
heldenhafte Leonore aller Widrigkeiten zum Trotz, ihren Mann zu retten.
Eine Rolle, die der kanadischen Sopranisten Adrianne Pieczonka besonders
gut liegt. “Oft bestehen die Opernrollen für Frauen aus Ohnmachtsanfällen,
wir kollabieren und sterben natürlich. Die meisten von uns sterben auf der
Bühne. Deshalb ist diese Rolle interessant, sie ist wirklich anders, sehr
mutig und stark.”
Die Inszenierung von Claus Guth wirft einen neuen
Blick auf das Meisterwerk – ohne Happy End. Ein Ansatz, der Jonas Kaufmann
gut gefällt: “Ich habe immer wieder mit dem Fakt gehadert, dass der
Florestan, wenn man jetzt den rein gesanglichen Part betrachtet, sehr
schwierig ist und sag ich mal, sehr gesund daher kommt. Nun haben wir in
unserer Interpretation mit Claus Guth die Entscheidung getroffen, der Mann
ist getroffen, diese Folter, diese jahrelange Einzelhaft sind an ihm nicht
spurlos vorübergegangen. Er kennt seine Frau auch nicht als seine Frau,
versucht es immer wieder, schafft es aber nicht, sich aus diesen
symbolischen Ketten in seinem Kopf zu befreien.”
“Beethoven hat die
Stimme, also die Tenor- und Sopranstimme wie ein Instrument behandelt – wie
eine Trompete oder vielleicht eine Geige”, fügt die Sopranistin Adrianne
Pieczonka hinzu. “Aber manchmal ist die menschliche Stimme nicht so perfekt
wie ein Instrument und da liegt die Herausforderung. Verdi, Strauss oder
Wagner haben fließendere Stimmen geschrieben. Beethovens sind kantiger und
das macht es schwieriger.”
Jonas Kaufmann zur Botschaft, die
Beethoven senden wollte: “Es geht um das Visionäre. Es ist ein Visionär
gewesen, in vielerlei Hinsicht und auch da die Vision der Freiheit, die
Vision des Friedens auf Erden, alles das, was wir selbst heute noch nicht
erreicht haben, viele, viele Jahre später, war auch damals schon natürlich
Vision und trotzdem hat er es in einer Verve und Vehemenz immer wieder in
seiner Musik dargestellt.”
Video (deutsch): Jonas
Kaufmann als Beethovens düsterer Held bei den Salzburger Festspielen
Video (englisch):
Kaufmann's dark take on Beethoven at Salzburg Festival
Bonus-Interview (deutsch):
Jonas Kaufmanns Einblicke in die Salzburger Festspiele
Bonus-Interview (englisch):
Jonas Kaufmann's passion for the unique Salzburg Festival