Er gilt als das neue deutsche Stimmwunder: der Tenor
Jonas Kaufmann. Auch Gesangspartnerin Anna Netrebeko ist ganz hingerissen
von ihm. Nun hat er seine erste CD "Romantic Arias" veröffentlicht...
Jonas Kaufmann ist freundlich, gutaussehend, ein Ausnahmetalent. Deshalb
muss er den Hintereingang benutzen.
Das ist zwar nicht die Oper, sondern das Souterrain eines Kulturkaufhauses,
aber ein moderner Star muss auch damit zurechtkommen. Jonas Kaufmann ist die
neue internationale Opernhoffnung aus Deutschland. Bei dieser
Werbeveranstaltung präsentiert er seine erste CD mit Recitals, "Romantic
Arias", wobei Romantik weniger eine Stilepoche meint, als den zarten Schmelz
von Kerzenlicht.
Er scheint alles zu haben, außer Starallüren – und die kann man sich im
heutigen Opernbetrieb auch nicht mehr leisten.
Andreas Kluge - Universal Music:
"Wenn wir einen neuen Künstler unter Vertrag nehmen, ein neues Album
herausbringen, wann kommt die Platte, wann kommt die Tournee, was können wir
inzwischen erreichen, um die Leute so weit wie möglich, so gut wie möglich
über beides zu informieren."
Ein tiefer Tenor, der mühelos über ein enormes Klangvolumen und große
Bandbreite im Repertoire verfügt.
Andreas Kluge:
"Das ist etwas, was mich berührt und was mir richtig Gänsehaut bringt,
und ich meine, ein Konzert mit Jonas Kaufmann, ein Konzert mit Anna
Netrebko, Rolando Villazon, Konzerte mit Lang Lang: Die Leute ticken völlig
aus. Das hat fast Fußballstadioncharakter inzwischen."
"La Traviata" mit Anna Netrebko in der Londoner Royal Opera. Kaufmanns
Durchbruch. Diese leidenschaftliche Kombination aus Stimme, Attraktivität
und Dramatik setzte neue Maßstäbe.
Anna Netrebko - Sängerin:
"Alle sagten mir: Du musst mit dem Kaufmann singen. Und jetzt mal
weghören: Er ist einfach fantastisch."
Nicht erst seitdem macht sich Kaufmann ernste Gedanken um sein
Familienleben.
Jonas Kaufmann:
"Der Punkt kam, als vor einiger Zeit mein Sohn gesagt hat, der mich
umarmt hat: Papa, wann musst du wieder weg?"
Das Hamsterrad dreht sich nun immer schneller. Vor einem Absturz hat der
38-Jährige, der ursprünglich mal Mathematiker werden wollte, keine Angst. Er
hat viele Interessen, falls es mit der Oper mal nicht mehr klappen sollte.
Jonas Kaufmann:
"Archäologie hat mich früher immer interessiert. Ich bin auch heute noch
einer, der als erstes in den Städten in die Museen rennt, aber ob man das in
dem Alter noch anfangen kann, weiß ich nicht, ansonsten handwerkliche
Sachen... Ich bin jemand, der sehr gerne mit den Händen arbeitet, der, als
ich noch Zeit hatte, damals, einfach wirklich in Häusern alles gemacht habe,
von der Badinstallation, Fliesen legen, Elektrik verkabeln, Maurern. Was
auch immer ankam, das hab ich alles mit Freuden gemacht. Und auch heute,
wenn ich, egal wo, bei Bekannten und Freunden und vor allem bei meiner
Familie auftauche, haben die schon lange Listen mit den Sachen: Ach,
könntest Du mal schauen, mein Telefon geht nicht mehr und da hinten diese
Dose..."
Zuerst aber erobert er die Welt, als moderner Opernstar von nebenan. Denn
Oper ist schon längst wieder geworden, was sie ursprünglich mal war:
populäre Musik.
Vielen Dank! Kaufmann. Danke schön, mache ich, Danke, Danke, Tschüss.
Autorin: Sabine Carbon |