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NDR kultur, 15.12.2016 |
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NDR kultur: Warum Kaufmann nicht in der Elbphilharmonie singt
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Seit Monaten warten die Fans auf ihn, doch Startenor Jonas Kaufmann macht
sich rar - er muss sich rar machen, denn er hat gravierende Probleme mit
seiner Stimme. Im Herbst sagte er alle Auftritte in Berlin, Paris und
München ab, zunächst wegen eines Hämatoms auf den Stimmbändern, dann wegen
einer Erkältung. Jetzt hat sich Kaufmann auf Anraten seiner Ärzte schweren
Herzens auch entscheiden müssen, die Auftritte zur Eröffnung der Hamburger
Elbphilharmonie am 11. und 12. Januar abzusagen. Er müsse sich schonen, um
dann in der zweiten Januar-Hälfte an der Pariser Oper Wagners "Lohengrin"
singen zu können. NDR Kultur Opernredakteurin Sabine Lange erklärt die
Hintergründe.
NDR Kultur: Frau Lange, Jonas Kaufmann ist jetzt
monatelang nicht aufgetreten: Müssen wir uns Sorgen machen um sein Comeback?
Sabine Lange: Zunächst einmal: Jonas Kaufmann zählt zu den beliebtesten
und erfolgreichsten Tenören unserer Zeit. Entsprechend hat er unglaublich
viel gesungen, und oft die sehr strapaziösen, langen Wagnerpartien,
Heldentenorpartien. Das ist, verbunden mit einem Reiseleben rund um die
Welt, mit Klimaanlagen in Flugzeugen und all den Anforderungen, die ein
solches Leben mit sich bringt, sehr herausfordernd. Und da die menschliche
Stimme ein einzigartiges Phänomen ist, einzigartig fragil aber auch - als
"Spiegel der Seele" wird die Stimme gern bezeichnet, winzig klein, sehr
störanfällig sind die Stimmbänder - kommt es, gerade im Winter, häufig zu
Erkrankungen. Was ein bisschen Sorge macht, ist die monatelange Dauer des
Ausfalls von Jonas Kaufmann. Auf der anderen Seite zeigt er schlicht
Verantwortungsbewusstsein: Es ist doch viel besser, dass er sich jetzt
schont und sich Zeit gibt, solange er braucht, damit er danach eben wirklich
wieder gefahrlos alles geben kann.
Jonas Kaufmann wird nicht zur
Eröffnung der Elbphilharmonie singen - wer wird ihn ersetzen?
Lange:
Für Kaufmann kommt der slowakische Tenor Pavol Breslik, der vielen Opernfans
sehr bekannt ist für seine lyrische, vergleichsweise schlanke Stimme.
Kaufmann hat ja eine eher baritonale, dunkle Färbung, ein sehr viriles
Charisma. Breslik hat dagegen gerade bezeichnenderweise eine Mozart-CD
herausgebracht. Breslik hat ein ganz anderes Timbre, aber er ist ein
mindestens ebenso guter Sänger. Am Eröffnungsabend will Chefdirigent Thomas
Hengelbrock in der Elbphilharmonie ja einen Bogen spannen durch die
Musikgeschichte, von der Renaissance bis zur Moderne, bis zu dem
Auftragswerk von Wolfgang Rihm, "Reminiszenz". In diesem zeitgenössischen
Werk wird Breslik singen. Was da im Einzelnen noch auf dem Programm steht,
bleibt bis zur Eröffnung ein Geheimnis - da hat Pavol Breslik alle Chancen,
sich jetzt fast einen Monat vor der Eröffnung in Ruhe auf dieses Programm
einzustellen. Er wird übrigens auch am 15.Januar in der Aufführung von Felix
Mendelssohn Bartholdys "Lobgesang" mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester
singen.
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