WAZ, 25.11.2014
Lars von der Gönna
 
„Viele Sänger richten sich zugrunde“, sagt Jürgen Kesting
Ausschnitt aus einem Interview mit Jürgen Kesting:
 
Der „Stimmpapst“ Jürgen Kesting gilt als herausragender Kenner des Operngesangs. Ein Gespräch über Mikrophon-Manipulation, früh verheizte Stimmen und das Phänomen Paul Potts. Und warum Jonas Kaufmann vor Kestings Ohren noch am ehesten Gnade findet.
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Jonas Kaufmann kommt gut bei Ihnen weg. Mangels Konkurrenz?

Kestings: Geht es darum, ob ein Sänger bei einem Kritiker gut wegkommt? Es geht doch eher um eine sachliche Auseinandersetzung. Im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts gab es eine Schar sehr guter, sogar exzellenter Tenöre: Carlo Bergonzi und Franco Corelli, Nicolai Gedda und Alfredo Kraus. Und die tenorale Dreifaltigkeit Domingo, Carreras und Pavarotti war außergewöhnlich. Heute sehe ich bei den Tenören wenige Sänger ähnlichen Ranges: Piotr Beczala mit einer sehr gesunden, intakten Stimme. Kaufmann ist ein exzellenter Darsteller gerade mit den Mitteln der Stimme. Manchmal hat man bei ihm, wie einst bei Jon Vickers, das Gefühl, dass er mit zwei Stimmen singt: einer dunklen Bruststimme und einer raffiniert gemischten Kopfstimme. Er ist ausgesprochen gut beraten in der Wahl seiner Rollen, und man hört auch, dass er die großen Tenöre vor ihm sehr genau kennt. Er hat von ihnen gelernt, aber er meidet es, sie zu imitieren. Dazu ist er ein glänzender Bühnen-Darsteller. Ich finde ihn bemerkenswert gut....
















 
 
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