|
|
|
|
|
Opernglas, März 2014 |
M. Wilks |
|
Wagner - Geburtstagskonzert
|
|
Richard
Wagner und Dresden sind eng miteinander verbunden. So überrascht es
nicht, dass auch die Semperoper den runden Geburtstag des Komponisten
mit einem speziellen Konzert gefeiert hat. Dieses wurde nun bei einer
insgesamt sehr guten Bildführung (Ausnahme sind die überproportional
häufigen Kameraschwenks auf die Loge des Ministerpräsidenten) auf DVD
veröffentlicht. Auf dem Programm standen Ausschnitte aus Werken, die in
Dresden komponiertoderdort uraufgeführtwurden (»Rienzi«, »Holländer«,
»Tannhäuser«, »Lohengrin«) sowie die erstmals in Dresden gespielte
"Faust-Ouvertüre" (allerdings in der Züricher Zweitfassung). Umrahmt
wurde das mit Jonas Kaufmann und Christian Thielemann prominent besetzte
Konzert zu Wagners 200. Geburtstag von Liveübertragung und Aktionen auf
dem Vorplatz der Oper, die leider nicht als Bonus-Material auf der DVD
dokumentiert sind. Neugierigen sei das Video der eigenwilligen
Wagner-Laudatio des Comedians Olaf Schubert empfohlen, die im Internet
zu finden ist, so wie das lesenswerte Programmheft. Das eigentliche
Konzert fand in den Musikern der Staatskapelle Dresden — wen sollte es
überraschen — vorzügliche Interpreten, die Spielqualität und Klangkultur
vereinen. Chefdirigent Christian Thielemann verstand es, die Vorzüge des
Orchesters herauszuarbeiten und einen romantisch üppigen Wagner-Klang zu
erzeugen. Freilich hätte man sich gerade von diesem Orchester noch mehr
Klangfarben und Differenzierung im unteren dynamischen Bereich wünschen
können. Nicht zu kritisieren ist die Spielfreude der Musiker, die
beispielsweise in der »Rienzi«- Ouvertüre und in der virtuosen, an
Beethovens rhythmische Energien erinnernden "Faust-Ouvertüre" zur
Geltung kommt. Gegeben wurde außerdem Hans Werner Henzes Friedensstück
»Fraternité«, das — wie bei den Salzburger Osterfestspielen — als Ersatz
für das ursprünglich geplante Stück "Isoldes Tod" fungierte. Dieses hat
der 2012 in Dresden verstorbene Komponist unvollendet hinterlassen.
In drei großen Gesangsszenen führt der bestens disponierte Jonas
Kaufmann die ganze Bandbreite seines stimmlichen Könnens vor und
versteht es, die Charaktere mit rein stimmlichen Mitteln voneinander
abzugrenzen. In Rienzis Gebet zieht er (nach einem nicht perfekten
Einstieg) einen großen Bogen vom verinnerlichten Ausdruck und
klangvollen, resonanzreichen Piano hin zu kraftvoller, heldischer
Attacke. In Lohengrins Gralserzählung (Originalfassung) kommt Kaufmanns
unvergleichlich bronzen gefärbte Mittellage mustergültig zur Geltung,
doch auch die expressiven Höhen gelingen sehr gut, sodass man Lohengrins
Worten gebannt lauscht. Großartig ist, wie der Tenor in Tannhäusers
Rom-Erzählung den aufbrausenden Charakter in kunstvolle Töne setzt und
für die Worte des Papstes ganz eigene Klangfarben findet. Ein
überzeugender Nachtrag zum Wagnerjahr.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|