Tiroler Tageszeitung, 28.9.2010
Von Ursula Strohal
 
Gefühle zum Glühen gebracht
 
Zwei grandiose Sänger der neuen Generation: Rossini-Spezialistin Joyce DiDonato und Jonas Kaufmann mit Verismo-Arien.

Der deutsche Tenor Jonas Kaufmann, die amerikanische Mezzosopranistin Joyce DiDonato, der chinesische Pianist Lang Lang, der deutsche Geiger David Garrett: Die vier Ausnahmekünstler, die wir auf dieser Seite vorrangig mit ihren neuen CDs präsentieren, nehmen heute in Essen (ZDF, 22 Uhr) einen Echo-Klassik-Preis entgegen.

Joyce DiDonato wird als „Sängerin des Jahres“ für ihr Album „Colbran“ ausgezeichnet. Rossini hatte Isabella Colbran neun ernste Rollen auf den Leib geschrieben und entsprechend widmet sich DiDonato dem „großen“ Rossini: eine wunderschöne, charaktervolle Stimme voller Farben, Leben und Temperament mit phänomenalen technischen Möglichkeiten. „Colbran“ darf, wer die italienische Oper und speziell Rossini liebt, nicht versäumen.

Jonas Kaufmann wird als „Sänger des Jahres“ geehrt und er hat eine neue CD. Sie vereint Arien des italienischen Verismo von Leoncavallo, Boito, Giordano, Cilea, Mascagni, Ponchielli und Zandonai. Gesänge voll Inbrunst, Gefühl und einem Schuss Exhibitionismus. Der derzeit aufregendste deutsche Tenor nimmt die Herausforderung an: Sein herrliches dunkles Timbre und sein passioniertes Singen bringen die Gefühle zum Glühen. Der manchmal leicht gaumige Ansatz gehört dazu. „Beim Verismo geht es nur um Seele und Leidenschaft, doch gerade das liebe ich so daran!“, sagt Kaufmann. „Diese Arien sind mit Gefühlen aufgeladen, die einen zu Tränen rühren können.“

Die Canio-Arie „Vesti la giubba“ singt Kaufmann kraftvoll, ganz auf leidenden Macho, es gehört aber zu seinen Charakteristika, die virile Strahlkraft in eine Innerlichkeit zurückzunehmen. Bewegend Romeos Gesang aus Zandonais „Giuletta e Romeo“, doch singt er ja alles mit Herzblut, den Faust, Marcello, Turiddu, auch Maurizios „La dolcissima effigie“ aus „Adriana Lecouvreur“, wo er ein wenig übertreibt. Wer gerade am Tiroler Landestheater bei der beachtlichen Produktion von „Andrea Chénier“ Verismo-Blut leckt, wird von Kaufmann mit drei Arien und Szenen aus dieser Oper beglückt.

 






 
 
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