Frankenpost, 17.09.2010
Kerstin Starke 
 
Mit Seele und Leidenschaft der Opern-Wahrheit auf der Spur
 
Verismo - so nennt man eine Kunstrichtung, die Wahrheit und Wirklichkeit abbildet, eine Stilrichtung der italienischen Oper Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhundert, die sich völlig von den märchen- und sagenhaften Inhalten früherer Werke ab- und realen Handlungen zuwandte; so übersteigert manchmal, dass der Realismus ins Plakative und Melodramatische umschlagen konnte. Dieser Musik, die, wie er sagt, "einen zu Tränen rühren kann", hat Jonas Kaufmann (nach "Romantic Arias", Schuberts "Schöner Müllerin" und dem Album "Sehnsucht") seine neue CD "Verismo Arias" gewidmet. Von heute an steht das Album, das bei Decca erschienen ist, in den Regalen. Die Aufnahmen dazu mit dem Santa-Cecilia-Orchester unter Leitung von Antonio Pappano entstanden im Frühjahr in Rom.

Waren es bei den "Romantic Arias" noch sozusagen die Gassenhauer aus der Opern-Generation davor, die der Star-Tenor auf einem Album versammelte, so hat er nun Musik ausgewählt aus Werken von Zeitgenossen Puccinis und Verdis wie Riccardo Zandonai, Francesco Cilea, Ruggero Leoncavallo, Pietro Mascagni oder Umberto Giordano. Arien, die man - bis auf zwei, drei Ausnahmen vielleicht - noch nicht in- und auswendig von anderen "Best of"-Alben kennt. Herausgekommen ist die vielleicht bislang reifste Platte des Münchner Tenors mit der einprägsamen baritonalen Stimme.

"Beim Verismo", sagt Jonas Kaufmann im Begleitheft zur CD, "geht es nur um Seele und Leidenschaft, doch gerade das liebe ich so daran." Verifizieren lässt sich das besonders am bekanntesten Stück des Albums, der berühmten Arie des Canio "Vesti la giubba" (Lache, Bajazzo) aus Leoncavallos Oper "Pagliacci". Das Lachen des Spaßmachers ist - und das lässt Kaufmann deutlich hören - alles andere als fröhlich; es ist Ausdruck von Verzweiflung, ja Wahnsinn. Im Kontrast dazu steht etwa das Trinklied des Turiddu aus Mascagnis "Cavalleria rusticana". Den krönenden Abschluss der Verismo-CD bildet eine mitreißende ausführliche Szene aus Giordanos "Andrea Chénier" mit Kaufmann in der Titelrolle und der Sopranistin Eva-Maria Westbroek. In zwei der Partien, die auf der CD anklingen - Maurizio in "Adriana Lecouvreur" und Andrea Chénier - wird der Tenor, wie zu lesen ist, in den nächsten Monaten auch erstmals auf der Bühne zu sehen sein.






 
 
  www.jkaufmann.info back top