NDR, 09.09.2013
Vorgestellt von Sabine Lange
 
CD der Woche - Eine Hommage an Giuseppe Verdi
Jonas Kaufmann zählt weltweit zu den gefragtesten Tenören unserer Tage - und da er sich sowohl bei Richard Wagner als auch bei Giuseppe Verdi zu Hause fühlt, ist das Jahr 2013, in dem die 200. Geburtstage der beiden Komponisten gefeiert werden, sein besonderes Jahr. Ob als Parsifal an der Metropolitan Opera New York, Manrico bei den Münchener Opernfestspielen oder Don Carlo in Salzburg - Kaufmann sorgt für ausverkaufte Häuser und begeistertes Publikum.

Im Frühjahr brachte Kaufmann ein Wagner-Album auf den Markt, jetzt erscheint seine Hommage an Giuseppe Verdi. Dort singt Kaufmann vor allem Partien, die er noch nie oder gerade erst auf der Bühne dargestellt hat.

Dramatischer Draufgänger

Wer das neue Verdi-Album von Kaufmann hört, sollte schon ein bisschen in Deckung gehen. Der Tenor reizt seine kraftvolle Stimme voll und ganz aus. Er betont das Heldische der Verdi-Figuren, als habe dem italienischen Komponisten doch manchmal heimlich der teutonische Richard Wagner die Hand geführt.

Klar, dieser Troubadour Manrico ist wütend. Sein Erzfeind droht, seine Mutter zu töten. Da gerät er als Südländer besonders in Rage und zieht sofort sein Schwert. Doch Kaufmann klingt ähnlich dramatisch, wenn er einen jungen, in Luisa Miller verliebten Grafensohn, darstellt.

Auch als Herzog von Mantua ist Kaufmann nicht der elegante Verführer, der genussverliebte Weiberheld, sondern ein dramatischer Draufgänger. Die baritonale Stimmfarbe und die teils düster gefärbten Vokale verstärken diese Wirkung.
Kaufmann kann auch leise

Weniger könnte manches Mal mehr sein: So faszinierend es für ein Publikum ist, wenn es sich um Spitzentöne und dramatische Ausbrüche eines Tenors nicht sorgen muss, sondern diese Passagen genussvoll genießen kann, so setzt Kaufmann diese eruptiven Farben auf seinem neuen Album doch zu häufig und zu monochrom ein. Immerhin bietet er zum Kontrast auch sehr einfühlsame, leise Passagen.

Und Kaufmann sorgt mit manchem Detail für Verblüffung: Er zählt zu den wenigen Tenören, die in der Lage und willens sind, Verdis Wunsch zu erfüllen, den hohen Schlusston der berühmten Radames-Arie aus Aida tatsächlich im Pianissimo so verhauchen zu lassen, dass sich die Stimme im Orchesterklang aufzulösen scheint.








 
 
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