Tiroler Tageszeitung, 19.07.09
u.st.
 
Lyrisch strahlender Held
Jonas Kaufmanns neues Album mit deutschen Arien hat schnell den Spitzenrang der Klassik Charts erobert.
Am 10. Juli ist er 40 geworden, ein herrliches Alter für Massenets Des Grieux, Puccinis Cavaradossi und Wagners Lohengrin, auch für die subtile Süffigkeit der Lieder von Richard Strauss. Den Lohengrin sang er mit durchschlagendem Erfolg Anfang Juli bei den Opernfestspielen seiner Heimatstadt München, mit den beiden anderen Rollen und einem Liederabend eroberte er im Frühjahr die Wiener.

Kaufmanns dunkler, viriler Tenor, den er mit hoher Musikalität und außerordentlichem Geschmack führt, hat den bayerischen Sänger an die Spitze seiner Liga geführt, scheidet mitunter aber auch die Geister: Während die einen seinem baritonalen Timbre, dem berückenden Umgang mit einer weit gespannten Dynamik, der sicheren Höhe und eben der Männlichkeit dieser Stimme restlos erliegen, hören kritische Ohren auch, wo der Klang zu gaumig und der Strom enger wird.

Sehnsuchtsvoll
„Sehnsucht“, Kaufmanns neue CD (DECCA) mit Arien und Szenen von Mozart, Beethoven, Schubert und Wagner ist überwiegend großartig gelungen. Die Einwände betreffen Schuberts Arien aus „Alfonso und Estrella“ und „Fierrabras“, eine Oper, die er in Zürich gesungen hat (DVD bei EMI). Auch Mozarts Bildnisarie klingt nicht eben sehnsuchtsvoll frei, die Sprecherszene hingegen zeugt doch von Flexibilität der Stimme und einem ausgeprägt dramatischen Gespür. Jonas Kaufmann ist ja nicht nur ein gut aussehender, sondern auch begabter Darsteller, und das so ursprünglich, dass ihm auf der CD jede Arie zum kleinen musikdramatischen Kosmos wird. Allerdings hat er in Claudio Abbado und dem Mahler Chamber Orchestra fabelhaft intensiv mitgestaltende Partner. Die Florestan Arie aus „Fidelio“ beginnt mit einem ereignishaften Crescendo und markiert mit Lohengrins „In fernem Land“ und „Mein lieber Schwan!“ sowie den „Parsifal“ -Auszügen die Höhepunkte der CD. Da reicht Kaufmanns Spanne vom lyrischen Schmelz bis zur heldischen Geste, die Diktion ist perfekt, der, hinreißende Stimmklang taucht ganz ein in die Psyche der Figuren, die Interpretation ist ebenso mutig wie vielschichtig. Da ist er ziemlich konkurrenzlos. (u.st.)






 
 
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