Hessischer Rundfunk (hr2), 4. Juni 2009
 
Klassikzeit, CD-Tipps
 
Jonas Kaufmann «Sehnsucht«
Audio-Mitschnitt der Sendung

Dass die Aufnahme mit dem Mahler Chamber Orchestra unter Claudio Abbado ausschließlich dem deutschen Repertoire gewidmet ist, verrät schon das Cover auf dem Jonas Kaufmann als Caspar David Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“ inszeniert wird, aber, Hand auf’s Herz, wer so einen Lohengrin singt, darf sich diese Pose allemal erlauben.

(„Nun sei bedankt mein lieber Schwan“, wurde gespielt in voller Länge, hier gekürzt)

Ein deutscher Lohengrin wie man ihn lange nicht mehr gehört hat, sensibel, ja beinahe liedhaft gestaltet, mit kernigem Timbre und kraftvollen Spitzentönen.
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Mit seiner neuen CD weckt der Tenor große Erwartungen für sein Debüt als „Schwanenritter“ bei den Münchner Opernfestspielen nächsten Monat und gibt zu verstehen warum er auch schon einen Vertrag für den Bayreuther Lohengrin 2010 in der Tasche hat.
Obwohl Jonas Kaufmann derzeit hoch gehandelt wird im Wagner-Fach will er sich mit den schweren Brocken Siegmund (ich nehme an sie meint Siegfried) und Tristan noch Zeit lassen und lieber die Vielseitigkeit seiner Stimme bewahren, denn er singt ja weiterhin italienische und französische Rollen wie Don Carlo oder Werther, trifft aber auch regelmäßig die lyrischen Seiten seines Repertoires z B mit der folgenden Arie aus Schuberts selten gespielter Oper „Alfonso und Estrella“. Wiederum begleitet Claudio Abbado mit dem Mahler Chamber Orchestra.

(„Schon wenn es beginnt zu tagen“, wurde gespielt in voller Länge, hier gekürzt)

Mit Dramatik lässt sich hier nichts ausrichten. Die Arie erfordert lyrische Farben und Stilistik, Qualitäten auf die Jonas Kaufmann dank seiner Erfahrung als Liedsänger jederzeit zurückgreifen kann.

In hr2 stellen wir Ihnen heute die neue CD des deutschen Startenors vor, die auch in orchestraler Hinsicht ein Glücksfall ist, denn für die Aufnahme trat kein geringerer ans Pult des Mahler Chamber Orchestra als Claudio Abbado, der nur ganz selten für Arien-Recitals zur Verfügung steht. Was es heißt wenn ein Ausnahmesänger von einem Ausnahmedirigenten begleitet wird hören wir in Florestans Arie „Gott! Welch Dunkel hier!“ aus Fidelio. Schon die Introduktion ist an Spannung kaum zu überbieten. Grell tönen die Bläser, düster klagen die Celli und die Hörner gehen durch Mark und Bein. Eine Schicksalssymhonie von 3 ½ Minuten. Und wenn Jonas Kaufmann das gefürchtete hohe G fast unhörbar im Piano ansetzt, so wie Beethoven es vorgechrieben hat, ist Gänsehaut garantiert.

(Gott! Welch Dunkel hier!“ , wurde gespielt in voller Länge, hier gekürzt)

Musikalisch eine Offenbarung, ein Prüfstein für jeden Heldentenor, doch wenn anderen die Puste ausgeht kann Jonas Kaufmann noch einmal zulegen und Florestans Vision von der liebenden Gattin in die vokale Exstase tauchen. „Gott! Welch Dunkel hier! Auch Beethovens Fidelio ist sicherlich ein Höhepunkt auf Jonas Kaufmanns neuer CD auch wegen der großartigen Begleitung des Mahler Chamber Orchestra unter der Leitung seines Gründers Claudio Abbado. Erschienen ist das Album vor 2 Wochen bei Decca.






 
 
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