Gießener Anzeiger, 25.1.2008
Thomas Schmitz-Albohn
CD aktuell
Erstaunliches Debüt
Bei Jonas Kaufmann kommen Opernfreunde ins Schwärmen
Er sieht blendend aus, und wenn er singt, verströmt er tenoralen Glanz und leidenschaftliche Glut in Fülle. Keine Frage, Jonas Kaufmann lässt seine Zuhörer vom ersten Ton an aufhorchen. Mit seiner vollen, geschmeidigen, farbenreichen und sich mühelos emporschwingenden Stimme erinnert er ein wenig an den jungen Placido Domingo, aber auch an den unvergessenen, von ihm hoch verehrten Fritz Wunderlich.

Der aus München stammende Tenor, der für viele Hörer eine wunderbare Entdeckung sein wird, hat soeben bei Decca sein Debüt-Album mit romantisch-schwärmerischen Opernarien des italienischen, französischen und deutschen Repertoires vorgelegt ("Romantic Arias", 475 9966; begleitet vom Philharmonischen Orchester Prag unter Leitung von Marco Armiliato). Ein unbeschriebenes Blatt ist er aber dennoch nicht: Seine künstlerische Heimat ist das Opernhaus Zürich, und er sang etliche große Rollen seines Fachs mit triumphalem Erfolg am Covent Garden, an der Mailänder Scala, Met und Wiener Staatsoper. An der Berliner Staatsoper wird er im Februar als Rudolfo in "Bohème" erwartet.

Die führenden Zeitungen in England und den USA überschütteten den Sänger mit Lobeshymnen, und "The Guardian" meinte gar, Kaufmann sei "der beste Tenor des letzten Jahrhunderthälfte aus Deutschland". Das vorliegende Album belegt vor allem seine enorme Wandlungsfähigkeit und stilistische Vielseitigkeit. So stellt er seine unbestreitbar lyrischen Qualitäten auf dem Gebiet der deutschen Oper mit Innigkeit und romantisch blühendem Ton unter Beweis - in Flotows "Ach, so fromm" (Martha) und Webers "Durch die Wälder, durch die Auen" (Freischütz) ebenso wie in Wagners "Morgendlich leuchtend im rosigen Schein" (Meistersinger) mit einem an Wunderlich geschulten Ton. Dass er aber auch das Format zu Verdis Herzog (Rigoletto), Puccinis Rudolfo (Bohème) und Cavaradossi (Tosca), Bizets Don José (Carmen) und Massenets Werther (Werther) hat, führt Kaufmann mit Elan und umwerfender Überzeugungskraft vor. Bei diesem Stimmklang - glühend im männlichen, dunklen Timbre, aber mit erfrischenden Klang in der Höhe - kommen Opernliebhaber ins Schwärmen. Ein erstaunliches Platten-Debüt!






 
 
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