Opernwelt 1/2008
Jörg Königsdorf
 
Schlaglichter auf den Bühnenalltag/Fierrabras
Bleibt als einziger Treffer Schuberts «Fierrabras » in der hoch gelobten Inszenierung Claus Guths. Zwar agiert Welser-Möst auch hier etwas altmodisch behäbig, entschädigt dafür aber mit einer warmen, innigen Farbigkeit und begleitet erheblich spannungsvoller als im «Giovanni». Sängerisch sticht die Produktion ohnedies die bisherige CDReferenzaufnahme unter Claudio Abbado aus: Abgesehen von Juliane Banses schriller Emma und Laszlo Polgars überanstrengtem König sind durchweg ausgezeichnete Sänger am Start, die einen idealen, zwischen Lied und Oper vermittelnden Tonfall finden. Jonas Kaufmann hat als Titelheld weit mehr Reserven und farbenreicheres Material aufzubieten als einst Josef Protschka, Michael Volle singt einen intelligenten und kraftvollen Roland, und Christoph Strehl erinnert daran, wie schön sein inzwischen oft überanstrengt klingender Mozart-Tenor noch vor zwei Jahren war. Für die hanebüchene Handlung findet Claus Guth eine überzeugende Lösung, indem er das Stück als Ritterspiel in einem überdimensionierten Biedermeier- Zimmer arrangiert. Der Komponist als hinzugefügte Sprechrolle imaginiert sich das Geschehen, das ihm prompt zu entgleiten droht – manchem mag diese psychologisierende Verquickung von Schöpfer und Werk zu verkopft klingen, aber mit sensibler Personenführung und klugen Lichtstimmungen sorgt Guth immerhin knapp drei Stunden für konzentriertes, nie gequältes oder peinliches Musiktheater. Bei diesem Stück, das kaum glaubwürdig auf die Bühne zu bringen ist, keine geringe Leistung. Ein Wort noch zur Ausstattung der EMIDVDs: Die dünnen Booklets enthalten nur jeweils einen dürftigen Aufsatz, reguläre Inhaltsangaben und Tracklisten sucht man dagegen vergebens. Und das ist einfach ärgerlich.
 






 
 
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