concerti, 8. September 2014
Von Eckhard Weber
 
Selbstironische und falsche Tränen
Jonas Kaufmann zeigt ganz neue Seiten und lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass er sich auch in der Operette bestens zurechtfindet
 
Allenthalben entstauben sie seit einiger Zeit die gute alte Operette. Ihr Kitsch wird lustvoll zelebriert, gegen den Strich gebürstet und frech aufgeputzt. Das Genre liegt augenblicklich wieder im Trend. Das lassen sich auch Opernstars nicht zweimal sagen. Jetzt hat sich Tenor Jonas Kaufmann auf eine Liaison mit der leichten Muse eingelassen. Man könnte skeptisch werden: Schließlich funktionieren der Schwung eines Abrahám, das Sentiment Léhárs und der Übermut eines Kálmán ganz anders als Verdi oder Wagner. Glücklicherweise lässt sich Kaufmann selbstironisch und hörbar mit Spaß konsequent auf die Gesetzmäßigkeiten der Operette ein. Er überzeichnet souverän, outriert und gurrt geradezu uneitel, gibt sich genüsslich Schmelz und Schmalz hin. Und hat wirkungsvoll die falsche Träne im Augenwinkel. Stellenweise klingt etwas zu sehr das ferne Vorbild Richard Tauber durch. Doch was soll’s, diese CD macht richtig Spaß.







 
 
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