|
|
|
|
|
Opernwelt, Dezember 2014 |
Frederik Hanssen |
|
PRINZEN OHNE POMADE (Ausschnitt) |
|
Jonas Kaufmann [und Klaus Florian Vogt] versuchen sich an der leichten Muse |
|
......
Tauber, dem begnadeten Melodien-Streichler, ging alles Heldische
ab. Kaufmann und Vogt hingegen sind derzeit vor allem im
Recken-Repertoire gefragt. Kaufmann repräsentiert dabei -
sportwissenschaftlich ausgedrückt - den mesomorphen Typ, dem
leicht der Bizeps schwillt, Vogt wiederum ist vom ektomorphen
Schlag, der es auch bei intensivem Training vor allem zu
Sehnigkeit bringt.
Kaufmann singt mit Inbrunst, viriler
Attacke und herrlicher Klangfarbenfülle. Mühelos setzt er seine
Spitzentöne, bei den draufgängerischen Nummern wie Künnekes
«Lied vom Leben des Schrenk» oder dem «Giuditta»-Knaller fühlt
er sich hörbar zu Hause. Wo es sentimental wird, vermag er aber
auch auf einen erstaunlich authentischen Peter-Alexander-Sound
umzuschalten. Was ihm abgeht, ist das Halbseidene, das genuin
zur Operette gehört, das Doppelbödige, Anzügliche. Hier lockt
kein Heiratsschwindler mit falschen Glücksversprechungen, hier
erklärt sich ein seriöser Verehrer, der zusammen mit seinem
Herzen jederzeit auch sein Bankkonto offenlegen würde.
Ein Schmankerl der Kaufmann-CD sind die liebevoll
rekonstruierten Original-Arrangements der zwischen 1925 und 1935
entstandenen Nummern. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
unter Jochen Rieder bringt sie mit stilistischer Wendigkeit zu
schönster klanglicher Entfaltung, ob es sich uns
Kintopp-Schlager handelt oder spätromantische
Schwelgereien.........
|
|
|
|
|
|
|