|
|
|
|
|
kulturradio rbb, CD DER WOCHE | 22.09. - 28.09.2014 |
Dagmar Penzlin |
|
"Du bist die Welt für mich" |
|
Jonas Kaufmann singt die großen Wagner-Partien, viel Verdi, aber auch französisches Repertoire. Nun wagt er sich mit seinem neuen Album an Operettenhits und Tonfilm-Schlager. |
In
Berlin geht im Januar 1926 der Vorhang auf zur deutschen
Erstaufführung von Franz Léhars Operette Paganini – in der
Titelpartie: Richard Tauber. Die Produktion wird ein Erfolg und
Tauber eine Gesangsgröße im Deutschland der Goldenen Zwanziger
Jahre. Kunst und Kultur blühen – ohne Zensur! Und die Menschen
in der Weimarer Republik sehnen sich nach Unterhaltung, nach den
ganz großen Liebesschwüren und -dramen, aber auch nach Tanz und
Leichtigkeit. Um 1930 herum begeistert sich das Publikum
zunehmend für Tonfilm-Schlager.
Existenzieller
Überschwang
Jonas Kaufmann kombiniert Taubers
Glanzstücke mit bekannten Tonfilm-Melodien. Kein Detail
überlässt Jonas Kaufmann dem Zufall. Er spielt mit Klangfarben,
zaubert ein charmantes Lachen in seine Stimme und lässt die
leisen Töne gern silbrig schimmern. Zugleich hat der erfahrene
Verdi- und Wagner-Tenor die dramatische Spannkraft, um den
Operettenstücken den notwendigen existenziellen Überschwang zu
verleihen.
Wie wandlungsfähig Jonas Kaufmann ist, zeigt
sich bei den Tonfilm-Schlagern etwa von Werner Richard Heymann,
Mischa Spoliansky oder Robert Stolz. Das
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin mit Jochen Rieder am Pult
spielt mit viel Wärme, dicht am Originalklang der
1920er/1930er-Jahre und erfreut mit zahlreichen geradezu
kammermusikalischen Momenten.
Insgesamt: ein
mitreißendes, emotionsgesättigtes Gute-Laune-Album. Es zeigt
sich wieder einmal, dass für die leichte Muse nur die
Allerbesten geeignet sind. Erst dann entfaltet solche Musik
ihren ganzen Charme. Das Leichtfüßige leicht erscheinen zu
lassen – das ist schwer. Jonas Kaufmann kann das.
|
|
|
|
|
|
|