Westfälische Nachrichten, 17. Januar 2010
Harald Suerland
Leuchtende Nuancen
Böse Zungen behaupten, die große, aber als schwierig geltende Sopranistin Angela Gheorghiu habe mit der Trennung von ihrem Tenor-Partner Roberto Alagna „Ballast abgeworfen“: Präsentierten sich beide doch künstlerisch gern als Duo, was dazu führen konnte, dass die Sopranistin den Tenor klanglich an den Rand drückte.

In der neuen Studioproduktion von Puccinis Japan-Oper „Madama Butterfly“ hingegen herrschen andere Verhältnisse: Hier hat die Diva den jungen Deutschen Jonas Kaufmann an ihrer Seite - und der bietet keine sängerische Tuschezeichnung, sondern wirft seinen baritonal gefärbten Tenor mit voller Wucht in die Partie des Pinkerton. Der egoistische Amerikaner und die ausgenutzte Geisha: Dieser Kontrast teilt sich rein stimmlich mit, denn die Gheorghiu tut das, was sie am besten unter allen Sopranistinnen kann, und orientiert sich nicht nur in der gewissenhaften Diktion, sondern auch im Bestreben, wo nötig mit einem Mädchen-Ton zu singen, am großen Vorbild Callas.

Keine Frage, die Rumänin ist eine wunderbare Puccini-Interpretin bis hinauf zum hohen Des - wen sollte es schon stören, dass sie sich für den Spitzenton ihres Auftritts eine kleine Atemzäsur gönnt und auch nicht durchweg dasselbe Timing wie ihr Tenorpartner hat. Aber über die Orchesterfluten, die ihr Stammdirigent Antonio Pappano mit dem römischen Orchester von Santa Cecilia bisweilen etwas grobschlächtig aus den Lautsprechern schwappen lässt, setzt sie sich mit Dramatik und leuchtenden Nuancen hinweg. Ein ordentliches Ensemble rundet die Aufnahme mit zwei glänzenden Protagonisten ab.






 
 
  www.jkaufmann.info back top