Qobuz, 22. JANUAR 2019
VON FRANÇOIS HUDRY, SANDRA ZOOR
 
Hugo Wolf, dieser Meister des Liedes
 
Diana Damrau, Jonas Kaufmann und der Pianist Helmut Deutsch machen sich an das Italienische Liederbuch...

Hugo Wolf, abwechselnd exaltiert und zutiefst depressiv, wie alle bipolaren Wesen, hat der Gattung des Liedes mit seinen großen Zyklen große und kostbare Meisterwerke geschenkt, insbesondere das Italienische Liederbuch für zwei Stimmen, das die Quintessenz seiner Kunst bildet. 46 Lieder, die in den sich überkreuzenden Befindlichkeiten eines Mannes und einer Frau von Liebe sprechen, mit ironischen, galanten aber auch leidenschaftlichen Dialogen der Liebenden.

Wir hören hier Balladen, die auf Texte von Paul Heyse – der sich durch anonyme toskanische Gedichte inspirieren ließ – komponiert wurden, und vor allem Rispetti (Verehrung), kleine populäre Couplets mit 8 Versen. Die deutsche Übersetzung wird der einzigartigen Leichtigkeit des italienischen Originaltextes nicht gerecht, umso mehr als Hugo Wolf in seinen Kompositionen den italienischen Stil nicht imitieren wollte. „Ich versichere Ihnen, in der Brust meiner jüngsten südlichen Kinder schlägt ein warmes Herz, das trotz allem ihre deutsche Herkunft nicht verleugnen kann. Ja, ihre Herzen schlagen auf Deutsch, auch wenn die Sonne auf Italienisch scheint“ gestand er einem Freund. Diese italienische Sammlung besteht, wie Stéphane Goldet schreibt, aus „kleinen Liebeskomödien, Momenten voller Ungeduld oder Verdruss; Wünschen und Warnungen, Klagen und Protest, Forderungen oder bedingungslosen Kapitulationen.“

Die vorliegende neue Einspielung, die am 18. Februar 2018 in der Hessischen Philharmonie aufgezeichnet wurde, reiht sich mühelos neben legendäre Aufnahmen ein, wie die mit Schwarzkopf und Fischer-Dieskau. Sie wird mit Sicherheit zu einer neuen Referenzversion werden. Wenn man sich zu Recht um die Stimme von Jonas Kaufmann Sorgen machen musste, so kann man hier feststellen, dass sie ihre ganze Kraft und ihren wunderbaren Nuancenreichtum wiedergefunden hat. Seine Partnerin Diana Damrau ist strahlend, mit einem Gesang der die verschiedenen Gemütszustände eines jungen unsicheren, aber auch durchtriebenen Mädchens wiedergibt. Aber dieser Dialog auf höchster Ebene wäre nichts ohne das subtile und feinsinnige Spiel von Helmut Deutsch am Klavier, der seinen Miniaturen unwiderstehliche Unterstützung zukommen lässt.









 
 
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